Mann, war diese Nacht kalt!
Meine steifen Gliedmaßen und die unglaubliche Müdigkeit beweisen mir, dass sie auch für mein Körper nicht erholsam war. Gefühlsmäßig habe ich gar kein Auge zugemacht; bei gerade mal 2°C wäre das aber auch kein Wunder.
Ich glaube tatsächlich, dass ich nur 3 Stunden geschlafen habe; die restliche Zeit war mehr ein von-der-einen-Seite-zur-anderen-drehen, um ein bisschen Wärme zu erzeugen und das Zittern zu verringern.
Kurzzeitig habe ich mir sogar überlegt Mäggie zu fragen, ob ich zu ihr ins Zelt kann; immerhin hätte dieses -im Gegensatz zu unserer Plane- von allen Seiten Schutz geboten.
Aber jetzt, wo ich ihr und Tobi am Lagerfeuer so gegenüber sitze, wird mir klar: Auch sie hat nicht weniger gefroren als wir.
Mit den Handflächen am Feuer sitzend verdeutlicht sie: „Alter; ich habe mir irgendwann in der Nacht sogar Steine ins Zelt geholt. Ich habe so gebibbert, das könnt ihr euch nicht vorstellen!“ „Glaub mir; wenn noch so eine Nacht kommt dann bin ich tot. Nochmals überlebe ich das nicht!“ entgegne ich ihr mit einem müden Lächeln.
Hauptsache auf dem Weg zum Ätna
Auf keinen Fall möchten wir, dass es uns wie gestern geht und wir die ganzen Leute verpassen, die vormittags zur Talstation vom Ätna fahren. Aus diesem Grund (und auch weil unsere Nacht ja so kurz war) stehen wir bereits sehr früh am Straßenrand und hoffen auf eine Mitfahrgelegenheit.
Viele Autos sind noch nicht auf dem Weg, doch glücklicherweise hält nach einiger Zeit ein Fiat 500er. „Oje! Ob wir da Platz haben?“ rufe ich den anderen skeptisch zu.
Auch wenn es alles andere als gesetzeskonform aussieht, schaffen Mäggie, Tobi und ich es irgendwie uns zu den 2 Frauen ins Auto zu quetschen. Zusammengepfercht, mit den Rucksäcken auf dem Schoß machen wir uns auf dem Weg zum Ätna.

Das Auto hat spürbar Probleme mit dem ganzen Gewicht, die 2 Australierinnen nehmen das Ganze aber gelassen. Überaus interessiert stellen sie uns Fragen zu unserer Reise und staunen nicht schlecht über die ein oder andere Geschichte.
Dadurch, dass Mäggie und ich bereits in Australien gewesen sind, haben aber auch wir einige Fragen und es entsteht ein reger Austausch. Dementsprechend schnell vergeht die Fahrt und schon bald stellen wir erstaunt fest, dass wir das Ziel erreicht haben: Die Talstation liegt vor uns!
Bereits beim Aussteigen verrät mir die kühle, leicht schwefelhaltige Luft, dass der Ätna in unmittelbarer Nähe ist. Einerseits kann ich es kaum erwarten nun endlich die Rundtour zu starten, andererseits würde ich gerne noch länger mit den zwei netten Damen durch die Gegend touren.
Um unserer Begegnung einen würdigen Abschluss zu setzen, bestehen wir darauf ein Abschiedsfoto zu machen und die Nummern auszutauschen. Vor allem bei Mäggie könnte es durchaus sein, dass sie die beiden nochmals in Australien sieht.
Vor verschlossenen Türen-Verdammt!
Während auf dem Parkplatz noch reges Treiben herrschte, scheinen wir hier auf dem Weg ganz alleine zu sein. Wahrscheinlich möchten die meisten Touristen lieber nur einen Tag opfern, um mit der Seilbahn bis zur Spitze vom Ätna zu fahren, anstatt sich die Zeit zu nehmen ihn von allen Seiten zu sehen.
Was aber schade ist, wie wir finden: Schon auf dem Weg zur Schutzhütte, die wir heute anstreben, bietet sich ein wunderbares Landschaftsbild. Mäggie, unsere persönliche Fotografin, kommt gar nicht mehr aus dem Foto Schießen heraus 🙂


Nach 2 Stunden erreichen wir schließlich das Ziel, doch nichts da mit gemütlich am Kamin sitzen: Die Hütte ist geschlossen!
„Verdammt! Was machen wir jetzt?“
Uns Dreien geht es allen gleich: Hunger, aber 0 Bock weiterzulaufen. Ein Feuer machen können wir hier auch vergessen; bei der Trockenheit wäre das viel zu gefährlich… Wie ein Geistesblitz fällt mir plötzlich das Abschiedsgeschenk der 2 Australierinnen ein.
„Hey, lasst uns doch die Kokosnuss essen!“
Weniger ist mehr
Nach der kleinen Stärkung geht es dann auch schon wieder weiter: Wenn wir nicht genauso frieren wollen wir in der letzten Nacht, dann müssen wir -ob wir möchten oder nicht- bis zur nächsten Schutzhütte.


Mit einem Mordshunger bestreiten wir schließlich die letzten Meter bis zu unserem Ziel: Dem Bivaccio Galvarina.
Voller Freude und erleichtert nun endlich eine Bleibe für heute Nacht zu haben, machen wir uns ans Essen Zubereiten. Wieder mal ist die klassische Rollenverteilung am Start, doch mir fehlt die Kraft nachzudenken, ob das an der Konditionierung liegt, an den Genen, oder oder oder
Mäggie und ich schnibbeln einfach Zwiebeln, während Tobi das Feuer entfacht.

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